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Tripolis, Libyen

Das auf arabisch "Tarabulus" und in der Antike "Oea" genannte Tripolis ist praktisch die Hauptstadt Libyens, auch wenn man in den letzten Jahren versucht hat, einige Regierungsämter in andere Gebiete des Landes zu verlegen. Die antike "weiße Braut des Mittelmeers" hat einen großen Teil ihres einstigen Glanzes verloren, den man teilweise noch in den vielen historischen Moscheen und in der Medina findet. Dank seiner strategisch bedeutenden Lage befand sich Nordafrika immer im Blickpunkt zweier Seemächte, Griechenlands und Phöniziens. Die ersten, die hier an Land gingen, waren die Phönizier um 1.000 v. Chr. herum. Im Jahr 64 v. Chr., nach den punischen Kriegen, beherrschten die Römer die gesamte Küste. Während der römischen Herrschaft fand eine intensive Urbanisierung statt, die zur Entstehung von Städten wie Leptis Magna führten. Viele römische Bürger jener Zeiten hatten afrikanische Ursprünge, wie dies zum Beispiel auch bei einem Kaiser der Fall war: Septimius Severus aus Leptis Magna, der 193 n .Chr. die Macht übernahm. Im Jahr 429 n. Chr. griffen die Vandalen die Römer an, ohne dass es ihnen jedoch gelang, die afrikanischen Gebiete vollständig in Besitz zu nehmen. 533 griff der General Belisario die Vandalen an und das Territorium ging in den Besitz der Byzantiner über. Mit der Ankunft des Islam folgte eine wahre kulturelle und damit auch soziale Revolution des gesamten Gebietes. 698 wurden die Byzantiner endgültig von den Arabern vertrieben, die neue Städte erbauten oder die vorhandenen Städte veränderten. In der Mitte des 2. Jahrtausends kamen auch die Spanier und die Türken in dieses Gebiet. Sie lieferten einander Kämpfe, aus denen manchmal die einen, manchmal die anderen siegreich hervorgingen. Das gesamte Gebiet wurde praktisch von türkischen Herrschern und semiautonomen Gouverneuren regiert. Tripolis war lange Zeit Schlupfwinkel der überaus gefürchteten Piraten der Korsarenflotte, in einem Maße, dass 1804 amerikanische Kriegsschiffe zur Bekämpfung dieses Phänomens hierher geschickt wurden. Der anfänglich misslungene Plan führte schließlich jedoch dazu, dass 1830 die Piraterie der Korsaren endgültig besiegt wurde. Ab diesem Moment betraten die Türken das Spielfeld, die nun auf entschiedenere Weise zu herrschen begannen, als sie dies in der Vergangenheit 77 Jahre lang getan hatten. Algerien wurde dann 1830 von den Franzosen besetzt. Angetrieben von Abenteuerlust, dem Streben nach neuen Reichtümern und dem Wunsch, sich den großen europäischen Mächten ebenbürtig zu zeigen, kolonialisierten im Jahr 1911 die Italiener Libyen. Mit dem Aufkommen des Faschismus verschärfte sich die Besatzung so sehr, dass die im Jahr 1911 verzeichnete Einwohnerzahl von ca. 1 Million Menschen sich am Ende des Zweiten Weltkrieges halbiert hatte. In der Nachkriegszeit war Italien gezwungen, Libyen unter die Schutzherrschaft der Vereinten Nationen zu stellen. 1951 wurde Libyen unter dem bejahrten Idris, dem religiösen Oberhaupt des Senussi-Ordens, erstmalig ein unabhängiges Königreich. 1969 stürzte eine Gruppe von Offizieren die Herrschaft des alten Königs durch einen gewaltlosen Staatsstreich. Ghaddafi übernahm die Regierung des Landes, mit einer originellen Mischung aus sozialistischen, religiös islamischen Ideen, Ausdruck des zu jener Zeit zunehmenden Panarabismus. Das Ghaddafi-Regime engagierte sich dafür, die aus dem Erdöl entstandenen Reichtümer zum Bau von Häusern, Straßen, Schulen und Krankenhäusern zu verwenden. In den 80er Jahren entstanden starke Spannungen mit den Vereinigten Staaten, die zu einem Flugzeugangriff der Amerikaner führten, von dem man sagt, dass er die Moral und die Kraft des Obersts in die Knie zwang. Nach dem Bombardement von 1986 zog sich Ghaddafi zur einsamen Meditation in die Wüste zurück und erschien nur noch selten in der Öffentlichkeit. Im Mai 1999 endete - auch wenn dies offiziell nur vorübergehend der Fall war - das Embargo, das Libyen in Folge des Flugzeugunglücks von Lockerbie auferlegt worden war und es damit für mehr als 10 Jahre vom Rest der Welt isoliert hatte. Das imposanteste Bauwerk von Tripolis ist das Rote Schloss, Assaj El Hamra, in dem sich das Jamahiriya-Museum befindet. Die bemerkenswerte Struktur besteht aus einem Labyrinth aus Höfen, Fluren und Häusern, die im Laufe der Jahrhunderte errichtet wurden und nunmehr eine Fläche von 13.000 qm einnehmen. In seinem Inneren sind die Spuren sichtbar, welche die Besatzungsmächte der Vergangenheit - Türken, Spanier, Malteserritter, Italiener und andere - hier hinterlassen haben. Im Roten Schloss sind dank der Anstrengungen der UNESCO unzählige außerordentlich bedeutsame archäologische und historische Funde erhalten geblieben. Funde, die von einer chronologischen, sich durch viele Jahrhunderte ziehenden Abfolge zeugen: von der römischen über die arabische Besatzung bis hin zur jüngsten Geschichte in Form von kleinen Standbildern des Obersts Ghaddafi und Ausstellungsstücken aus der Welt des Erdöls. Der interessanteste Teil ist Mosaiken, Statuen und Objekten des klassischen Zeitalters gewidmet - eine der hervorragendsten Sammlungen des Mittelmeers. Aus der römischen Epoche ist nur der Marcus-Aurelius-Bogen in dem an die Altstadt angrenzenden Teil der Bucht erhalten geblieben. Die Bauwerke, die unter der Herrschaft der türkischen Karamanli-Dynastie erbaut wurden - die Moschee und das Karamanli-Haus, die Gurgi-Moschee - befinden sich unweit des Marcus-Aurelius-Bogens. Sie stammen alle aus dem XVIII. bis XIX. Jahrhundert. Die interessanteste und ungewöhnlichste ist die Gurgi-Moschee: aufs Reichlichste dekoriert mit Majoliken und geometrischen Motiven, die sich über sämtliche Flächen - vom Fußboden bis zum Eingangsportal - erstrecken, bildet sie einen extremen Kontrast zu der absoluten, kargen Schlichtheit der anderen Kultstätten von Tripolis. Eine weitere besondere Moschee befindet sich an der Stelle der einstigen Kathedrale des Heiligen Herzens Jesu. Der Glockenturm ist jetzt ein Minarett. Was man sich keinesfalls entgehen lassen sollte, wenn man das Wesen dieser Stadt begreifen möchte, ist ein Aufenthalt auf dem Grünen Platz, einem Platz voller Leben und fröhlichem Treiben, einem Platz, der von vielen Grünschattierungen, einer Festung, zwei hohen, von einem Segelschiff mit drei Segeln gekrönten Säulen und einem zum Meer hin gewandten Reiterstandbild charakterisiert ist. Zum Suk gelangt man, indem man vom Grünen Platz aus durch die Medina geht. Hier erwartet Sie mit Kabab, Kaffee, Narghilè und deren dampfenden, nach Apfel und Vanille duftenden Essenzen das wahre Lokalkolorit. Wenn Sie das abendländischere Tripolis sehen möchten, müssen Sie dem Viertel Gargaresh am südlichen Stadtrand einen Besuch abstatten: hier finden Sie Boutiquen, Fast Food, Restaurants sowie große koreanische und japanische Autos.